Wilderei
1 Unsere Verantwortung
Leider ein sehr unangenehmes aber umso wichtigeres Thema: Wilderei bzw. Poaching der Pflanzen, die wir lieben.
Dieser Beitrag wird größtenteils auf Wilderei von Nepenthes eingehen, da dies hier ein deutlich größeres Problem als bei vielen anderen Gattungen zu sein scheint.
Uns als Haltern seltener und größtenteils vom Aussterben bedrohter Pflanzenarten fällt eine enorm wichtige Pflicht zu. Der Schutz der natürlichen Lebensräume muss oberste Priorität haben – und dazu gehört auch, dass wir den Kauf gewilderter Pflanzen konsequent ablehnen.
So verlockend manche Angebote auch erscheinen mögen: Hinter vielen dieser Pflanzen steckt ein zerstörerischer und oft illegaler Eingriff in empfindliche Ökosysteme.
Doch oft ist gar nicht klar, wie man gewilderter Pflanzen erkennt oder welche Auswirkungen Wilderei tatsächlich hat. Manche Leute sind sich der Tragweite gar nicht bewusst. Deshalb möchte ich in diesem Beitrag folgende Fragen beleuchten:
2 Wie erkenne ich gewilderte Pflanzen und Wilderer?
2.1 Gewilderte Pflanzen
Gewilderte Pflanzen zu erkennen kann äußerst einfach und extrem offensichtlich, aber auch relativ schwierig sein. Nachfolgend ein paar der relevantesten und offensichtlichsten Punkte:
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Fraßschäden an Blättern und Kannen
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Ramponiert aussehende Pflanzen
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Seltene/Große Pflanzen zu extrem billigen Preisen
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Ausgegrabene Pflanzen (sollte offensichtlich sein)
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Hierzu muss wohl nichts mehr gesagt werden.
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Pflanzen auf dem Boden oder sonst wo ausgebreitet
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Ramponierte Nepenthes im Topf, das Wachstum und das Aussehen spricht gegen jegliche Chance auf nachhaltige Kultur
Hierbei handelt es sich um sehr offensichtliche Fälle, bei Zwischenhändlern, welche die Pflanzen von den Wilderern kaufen, eventuell ein paar Monate in Kultur haben und dann weiterverkaufen, ist das Ganze sehr schwierig bis gar nicht mehr zu erkennen. Sollte jemand in großer Anzahl seedgrown edwardsiana, villosa, macrophylla usw. verkaufen, sollte man jedoch vielleicht hellhörig werden. Ein paar wenige konkrete Beispiele von solchen Zwischenhändler sind auch hier in Deutschland bekannt.
Sehr ihr beispielweise eine relativ normal aussehende edwardsiana, die jedoch an älteren Blättern Fraßschäden hat, dürfte es sich mit höchster Wahrscheinlichkeit um eine solche Pflanze handeln.
2.2 Wilderer / Zwischenhändler
Wilderer selbst lassen sich recht einfach erkennen, denn diese verbreiten auch die oben gezeigten Bilder.
Zwischenhändler zu erkennen ist deutlich schwieriger.
Allgemein lässt sich folgendes festhalten:
- Vorsicht bei Händlern aus dem asiatischen Raum, hier sitzen, logischerweise, die meisten Wilderer was Nepenthes angeht.
- Ein Export mit Phytosanitärem Zertifikat und eventuell auch CITES Papieren heißt noch lange nicht, dass es sich um nachhaltig kultivierte Pflanzen handelt!
- Eine einfache Frage über die Herkunft der Pflanze kann viel Aufschluss bringen, Wilderer selbst geben meistens direkt zu, dass die Pflanzen aus der Natur stammen, bei Zwischenhändlern sieht das wieder anders aus.
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3 Welche Folgen hat Wilderei?
3.1 Zerstörung der Habitate und Populationen
Es gibt mittlerweile leider unzählige Berichte über die katastrophalen Auswirkungen von Wilderei was Pflanzen aus unserem Hobby betrifft. Stark betroffen sind Nepenthes, aber auch die anderen Gattungen sind davon nicht ausgenommen.
Ein konkretes bekanntes Beispiel ist die systematische Wilderei von Nepenthes ephippiata gewesen, welche auch im Buch von Stewart McPherson erwähnt wird. Einen Beitrag zu diesem Fall findet man auch auf der Seite https://cppoachers.com/
Hier werden unter anderem ausführliche Bilder des Vorfalls gezeigt und unter anderem auch hervorgehoben, dass nicht bekannt ist, ob es nach diesem Vorfall bisher ungekannten Ausmaßes noch überlebensfähige Populationen der Art auf dem Berg existieren.
Über diesen Link gelangt ihr zu einem weiteren Foto, auf dem die zu der Zeit die letzten bekannten Exemplare von Nepenthes clipeata in einem Paket gefunden wurden.
Weitere unzählige Bilder sind außerdem in diesem Thread der Gesellschaft für Fleischfressende Pflanzen zu finden.
Besonders in Hinblick darauf, dass viele Arten nur endemisch auf auf teils nur einem einzigen Berg, in einem kleinen Waldgebiet oder sonstigen stark begrenzten Habitaten vorkommen, ist jede noch so kleine Entnahme von Pflanzen aus der Natur ein extremer Einschnitt in deren Populationen und damit verbunden auch des Fortbestands der Arten.
3.2 Persönliche Erfahrungen
Im Frühjahr 2025 war ich auf Borneo unterwegs und habe mir selbst Standorte von Nepenthes angeschaut — Schäden durch Wilderei waren hier leider allgegenwärtig.
Auf dem Tambuyukon haben wir beispielsweise keinen einzigen Sämling gesehen, diese lassen sich natürlich deutlich leichter mitnehmen, verkaufen und verschicken als große Pflanzen. In der Praxis kommen hier also so gut wie keine Pflanzen mehr nach.
Auf dem Sinsing waren die Folgen durch Wilderei am ehesten spürbar. Rund einen Monat bevor wir dort waren, sind nach Erzählungen unseres Guides einige Wilderer den Berg hoch und haben sich großzügig an allen möglichen Nepenthes bedient. Glücklicherweise wurden diese wohl auf dem Rückweg erwischt, der Schaden war allerdings schon angerichtet.
Auf dem Weg Richtung Gipfel kamen wir an einen uralten Baum vorbei und entdeckten eine Vielzahl von Nepenthes macrophylla Kannen mehrere Meter weit oben im Baum. Beim näheren Betrachten vielen uns die herabhängenden, abgeschnittenen Ranken der Jahrzehnte alten Pflanzen auf. Von der Basis des Baumes wuchsen diese bis in die Baumkrone. Glücklicherweise scheinen die mit Moos bedeckten Ranken an manchen Abschnitten des Baumes Wurzeln ausgebildet zu haben, ansonsten wären diese macrophylla wohl komplett eingegangen.
Ich habe zwei kurze Videos an genau dieser Stelle und an einer weiteren abgeschnittenen Pflanze aufgenommen, diese könnt ihr euch hier anschauen.
4 Was kann ich tun?
- (Günstige) Angebote seltener Pflanzen hinterfragen
- Wie in einem der obigen Bilder aufgezeigt werden gewilderte Pflanzen oft ziemlich günstig im Vergleich zu ihrem eigentlichen Marktpreis angeboten. Wenn man beispielsweise eine N. edwardsiana für 10 € findet, kann es sich entweder nur um Betrug oder um eine gewilderte Pflanze handeln.
- Umfeld sensibilisieren und aufklären
- Das beste was ein jeder von uns machen kann ist, sein Umfeld über das Ausmaß der Zerstörung durch Wilderei aufmerksam zu machen und sie für dieses Thema zu sensibilisieren. Sobald jemandem das bewusst ist, werden Angebote von selbst hinterfragt. Ich persönlich konnte so schon mehreren Leuten vom Kauf (nicht ganz offensichtlich gewilderter Pflanzen wie oben gezeigt) abhalten.
- Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Händler vertrauenswürdig ist
- Wenn ihr euch nicht sicher seid, ob ein suspekt wirkendes Angebot vertrauenswürdig ist, wendet euch am besten an andere Leute oder Communities aus dem Hobby. Eine Anlaufstelle hierfür &&&
- Bei vertrauenswürdigen Händlern kaufen
- Fast jede Pflanze ist bereits in Kultur verfügbar. Wartezeiten in Kauf zu nehmen ist in jedem Fall besser als zum Aussterben einer seltenen Art beizutragen.
5 Welche vertrauenswürdigen Quellen gibt es?
Das hier wird keineswegs eine abschließende Liste, es sollen nur beispielhaft einige vertrauenswürdig Händler genannt werden.
- Andreas Wistuba
- Thomas Carow
- Cedric Carnivores
- Diflora
- Giardino Carnivoro
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